Erlebnisberichte
 
Andrews, Lynn
Die Medizinfrau. Der Einweihungsweg einer weißen Schamanin.
Reinbek: Rowohlt 1986. 229 S.
ISBN 3-449-18094-4
Der Flug des siebten Mondes. Die Lehren der Medizinfrau.
Basel: Sphinx 2. Auflage 1986. 248 S.
ISBN 3-85914-417-0
Die Sternenfrau.
Basel: Sphinx 1988. 319 S.
ISBN 3-85914-422-7
Die Schriftstellerin Lynn Andrews wurde durch innere Visionen dazu geführt, bei verschiedenen Schamanen in die Lehre zu gehen. Dort erlebte sie Unterweisungen in Mythologie und Lebensführung. Diese Erzählung ihrer Erlebnisse legt den Schwerpunkt auf esoterische Einsichten, welche sie dem Leser zur Anregung darbieten will. Die Bücher verstehen sich wohl mehr als Lebenshilfe bzw. Unterhaltungslektüre und können nur erste Berührung mit dem Thema herstellen.
  Arvigo, Rosita
Mein Leben als Medizinfrau. Eine Frau entdeckt die magischen Kräfte einer uralten Heilkunst.

Bern/München/Wien: Scherz 1995. 253 S.
ISBN 3-502-18015-6
Eine Heilpraktikerin aus USA wanderte zwecks biologischem Landbau mit ihrer Familie in das mittelamerikanische Land Belize aus. Dort zunächst mit der Herrichtung von Farm und Ackerland beschäftigt, lernt sie bald einen eingeborenen Heil- und Kräuterkundigen kennen. Sie bezeichnet ihn als "alten Maya-Heiler".
Die Autorin neigt zu einer unkritischen idealisierenden Betrachtungsweise. Insofern sind auch ihre Beschreibungen von Teilnahmen an "langtradierten Maya-Zeremonien" mit Vorsicht zu genießen, da sie auch keinerlei Referenzliteratur anführt. In einfachen Worten schreibt sie vor allem über ihre Begegnungen mit dem Heilkundigen, ihre gemeinsame Arbeit und die Schönheit der Landschaft. Die Heilungsarbeit hat jedoch einen eher körperlichen Ansatzpunkt; so etwa, wenn sie über Chiropraktik, Massagen und Phytotherapie berichtet. Sie selbst schreibt, daß die Anschauungen ihres eingeborenen "Kollegen" eine Mischung aus Maya-Glauben und Katholizismus seien. Es handelt sich demnach bei ihrem Gewährsmann wohl weniger um einen Schamanen als um einen pragmatischen eingeborenen Heilpraktiker, der seine Praktiken mit Resten von Überlieferung würzt.
 

Black Elk
Schamane der Lakota. Seine Autobiographie (herausgegeben von William S. Lyon).

Bern/München/Wien: Scherz 1998. 288 S.
ISBN 3-502-61016-9
Unter dem Motto: "Ein Mann der Erde sein ist manchmal schwer" beschreibt der Lakota-Medizinmann Balck Elk in einfachen, aber gewandten Worten seine Lebensgeschichte. Den roten Faden bildet sein langjähriger Weg zum schamanistischen Wissen. Zunächst schildert er jedoch seine Kindheit in den 20er Jahren: "Wenn du damals Lakota gesprochen hast, haben sie dir den Mund mit Kernseife ausgewaschen". Es folgen Berufung und Initiation, wobei er die Beziehungen zu den Ahnen besonders herausstellt. Die Erlangung heilerischer Kräfte wird unspektakulär und authentisch beschrieben, soll jedoch ausdrücklich nicht zum "nachlernen" dienen. Ausführlicher kommen die Rituale der Schwitzhütte, der heiligen Pfeife, des Feuermachens und die Visionssuche zur Darstellung.
Black Elk bekennt in erfrischend unverhohlener Weise die Brüche indianischer Identität und Realität und zeigt am eigenen Beispiel Möglichkeiten des konstruktiven, bewahrenden Umgangs damit. Eine lohnende Lektüre.
Boyd, Doug
Rolling Thunder. Erfahrungen mit einem Schamanen der neuen Indianerbewegung.

München: Knaur 1986. 285 S.
ISBN 3-426-04142-1
"Es wird der Tag kommen, an dem die Kinder des weißen Mannes anfangen werden, lange Haare, Perlen und Stirnbänder zu tragen, der Tag, an dem die Indianer neue Freunde unter den Menschen finden werden".
So lautet eine alte indianische Prophezeiung, die durchaus als ein Hinweis auf die sogenannte Hippie-Bewegung verstanden werden kann. In diesem Buch schildert einer dieser "Hippies" seine bewegenden Begegnungen mit einem lehrwilligen und politisch engagierten indianischen Schamanen. Dieser lehrt ihn nicht nur das Medizinwesen der Indianer, sondern schildert ihm auch unverhohlen deren heutige Probleme und setzt sich aktiv politisch damit auseinander. Diese lebendige Beschreibung scheint mir noch der authentischste Bericht über eine langjährige Freundschaft und Lehrzeit zwischen einem indianischen Schamanen und einem interessierten Weißen zu sein. Lektüre empfehlenswert.
 
  Brown, Tom Jr.
"Großvater" - Ein Leben für die Wildnis. Lehr- und Wanderjahre eines indianischen Schamanenheilers und Kriegers.

Interlaken: Ansata 1994. 242 S.
ISBN 3-7157-0174-9
Das Vermächtnis der Wildnis. Visionen und Prophezeiungen zur Rettung unserer gefährdeten Welt.
Scherz Verlag 1992. 268 S.
ISBN 3-522-20159-5
Tom Brown begegnete schon in seinen Kindheitsjahren einem Schamanen der Apachen. Über seine Zeit des Lernens bei diesem alten Mann, welcher einer Vision folgend den ganzen amerikanischen Kontinent durchwanderte, handeln seine Bücher. Er erzählt anhand seiner Tagebuchaufzeichnungen die Lebensgeschichte seines Lehrers, der seine Weisheit in verschiedenen Regionen Amerikas sammeln konnte. Dabei betont er die "einfache" und "schöne" Lebensweise dieses Mannes. Sein Lehrer wird farbig beschrieben bei der Prüfung durch manche Widrigkeiten und Abenteuer während seiner äußeren und inneren Reise.
Der Autor schreibt in einem einfach gehaltenen Erzählstil, in einigen Passagen auch ansprechend und spannend. Allerdings ergibt sich der Eindruck einer unkritischen und idealisierenden Darstellungsweise; insofern weniger als ethnographisches Dokument, sondern eher als lebendige Erzählung zu lesen.
 

Die Lehren des Don Juan Eine andere Wirklichkeit
Reise nach Ixtlan
Der Ring der Kraft
Der zweite Ring der Kraft
Die Kunst des Pirschens
Das Feuer von innen
Die Kraft der Stille
Die Kunst des Träumens
Das Wirken der Unendlichkeit

Castaneda, Carlos
Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens.

Frankfurt/M.: Fischer 28. Auflage 1998. 272 S.
ISBN 3-596-21457-2
Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan.
Frankfurt/M.: Fischer 22. Auflage 1997. 280 S.
ISBN 3-596-21616-8
Reise nach Ixtlan. Die Lehre des Don Juan.
Frankfurt/M.: Fischer 22. Auflage 1997. 253 S.
ISBN 3-596-21809-8
Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten.
Frankfurt/M.: Fischer 19. Auflage 1997. 320 S.
ISBN 3-596-23370-4
Der zweite Ring der Kraft.
Frankfurt/M.: Fischer 15. Auflage 1997. 303 S.
ISBN 3-596-23035-7
Die Kunst des Pirschens.
Frankfurt/M.: Fischer 12. Auflage 1997. 320 S.
ISBN 3-596-23390-9
Das Feuer von innen.
Frankfurt/M.: Fischer 9. Auflage 1997. 287 S.
ISBN 3-596-25082-X
Die Kraft der Stille. Neue Lehren des Don Juan.
Frankfurt/M.: Fischer 1992. 256 S.
ISBN 3-596-10926-4
Die Kunst des Träumens.
Frankfurt/M.: Fischer 1998. 272 S.
ISBN 3-596-14166-4
Das Wirken der Unendlichkeit.
Frankfurt/M.: Fischer 1998. 320 S.
ISBN 3-10-010216-9
Die Bücher des Anthropologen Carlos Castaneda erzählen von seiner Lehrzeit bei einem Schamanen und Zauberer der Yaqui-Indianer im Südwesten der USA. Dieser Schamane versucht zunächst, Castanedas normale Sicht der Wirklichkeit durch verschiedene Praktiken derart zu irritieren, daß er offen wird für ein wirkliches "Sehen" der Wirklichkeit. Nachdem das gelungen ist, wird er auf einem langen, beschwerlichen Weg zum "Krieger" ausgebildet. Die Beschreibungen sind von literarischer Qualität und spannend zu lesen. Obwohl die Texte, zumindest größtenteils, als fiktiv erwiesen worden sind (s. Richard de Mille: Die Reisen des Carlos Castaneda, Bern 1980), zählen sie zu den Klassikern und haben auch für eine sogenannte verstehend-teilnehmende Anthropologie Anregung geboten. Die Bücher sind zwar nicht unkompliziert geschrieben, können aber auch als Unterhaltungsliteratur Interesse beanspruchen.
 
Castaneda, Carlos
Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer.

Frankfurt/Main: 1998. 217 S.
ISBN 3-10-010214-2
Besonderer Erwähnung bedarf der jüngst posthum erschienene Band der Reihe. Er bringt ein System von Körperübungen in fotografischer Darstellung, welches der Autor von seinen Lehrern übernommen haben will. Die Körperübungen seien von seinen Gewährsleuten bzw. deren Vorfahren während ihrer Trancezustände entdeckt worden und könnten bei gezielter Ausübung Körper und Geist harmonisieren und energetisieren. Das System wirkt kohärent und erinnert den laienhaften Betrachter an fernöstliche Körperübungen (Tai Chi Chuan etc.).
 
 

Sekundärliteratur zum Werk Carlos Castanedas:

De Mille, Richard
Die Reisen des Carlos Castaneda.

Bern: Morzsinay 1980. 288 S.
ISBN 3-7213-0001-7
Geistvoll und mit intelligent-ironischem Unterton wurde diese kritische Erörterung der Echtheit der Schriften Castanedas verfaßt. De Mille recherchierte umfangreich und studierte Castanedas Werke akribisch. In dessen Schriften erkennt er hochkarätiges philosophisches Gedankengut, dessen Herkunft er jedoch kaum bei indianischen Schamanen vermuten mag. Auch auf eine Vielzahl anderer Unplausibilitäten wird hingewiesen. Aufgrund seiner teilweise überraschenden Rechercheergebnisse kommt er zu dem Schluß, daß Castaneda "... sich nie viel weiter ins Forschungsfeld hinausbegeben hat als bis zur Bibliothek der UCLA (University of California Los Angeles) ...". Auch wer diese gut belegte Schlußfolgerung nicht teilen mag, wird als ernsthafter Leser De Milles "Bedenken" kaum außer Acht lassen können.

 
Timm, Dennis
Die Wirklichkeit und der Wissende. Eine Studie zu Carlos Castaneda.

Drensteinfurt: HUBA 1982. 144 S.
ISBN 3-9800414-1-7
Die in ihrer Authentizität bestrittenen "Lehren des Carlos Castaneda" werden hier einer erkenntnistheoretischen Sichtung unterzogen. Der Autor betrachtet verschiedene Themen der Lehren anhand der jeweiligen Textstellen und versucht, wesentliche Strukturen des Gesamtwerkes (10 Bde.) herauszuarbeiten. Dies gelingt ihm - verglichen mit anderer Sekundärliteratur zu Castaneda - recht gut. Zugleich bietet er eine gute zusammenfassende Darstellung vieler "Lehren" des Don Juan. Es wird auch auf angrenzende Fachgebiete Bezug genommen und die entsprechende Literatur eingearbeitet. Die Studie versteht sich als kritischer Versuch einer Analyse und Darstellung und kann als gründlichste deutschsprachige Studie zu Castanedas Schriften bezeichnet werden.
 
  Timm, Dennis (Hrsg.)
Nagual Junior. Anthologie zu Carlos Castaneda.
Drensteinfurt: HUBA 1982. 132 S.
ISBN 3-9800414-2-5
Diese Aufsatzsammlung zur Rezeption Castanedas im fachlichen wie im populären Rahmen bringt acht Aufsätze internationaler Autoren und ein Interview mit C. Castaneda selbst. Über das Werk Castanedas wird unter ethnographischen, literaturwissenschaftlichen, psychopharmakologischen und anderen Gesichtspunkten berichtet. Die Sammlung kann als repräsentativ gelten und sei allen Castaneda-Lesern empfohlen.
 
  Donner, Florinda
Shabono. Eine Frau in der magischen Welt der Hicoteri.

Darmstadt: Zsolnay 1983. 320 S.
ISBN 3-552-03504-4
Die Lehren der Hexe. Eine Frau auf den Spuren schamanistischer Heiler.
Darmstadt: Zsolnay 1986. 312 S.
ISBN 3-552-03831-0
Die Anthropologin Donner lebte mehrere Jahre bei einem Indianerstamm in Südamerika. Sie lernte dort einheimische Rituale und Heilungszeremonien kennen. In den beiden Büchern erzählt sie die Erlebnisse während ihres Aufenthaltes. Diese umfassen Alltagsleben, die Beziehungen zu Stammesangehörigen, Initiationsrituale usw. Später stellt sie sich auch selbst der Initiation zur Schamanin.
Obwohl die Bücher einige interessante Passagen enthalten, gehören sie eher zur Unterhaltungsliteratur.
 
Estrada, Alvaro
Maria Sabina. Botin der heiligen Pilze.

München: Trikont Dianus 1980. 187 S.
ISBN 3-88167-061-0
Maria Sabina war eine bekannte Schamanin der Mazateken-Indianer im zentralmexikanischen Bergland. Mitte der 50er Jahre gab sie dem Drängen des amerikanischen Amateurforschers Robert Wasson nach und weihte diesen in das jahrhundertelang geheimgehaltene Wissen um die visions- und heilungsspendende Kraft der psychedelischen Pilze ein. Dafür wurde sie von einem Teil ihrer Stammesgenossen verflucht, erlangte später aber andernorts Berühmtheit (vgl. die Rezension des Bandes von Liggenstorfer/Rätsch).
In diesem Bändchen beschreibt Maria Sabina ihre Lebensgeschichte von frühester Kindheit an. Diese war geprägt von vielerlei Entbehrungen und groben Schicksalsschlägen, deren Bewältigung offenbar mit einem Reifen zu großer innerer Kraft einherging. Die einfache Sprache und die authentische realitätsnahe Schilderung machen diese Autobiographie zu einem der schönsten Dokumente des indianischen Schamanismus.
 
Friedrich, Adolf /Georg Budruss (Hrsg.)
Schamanengeschichten aus Sibirien.

Berlin: Zerling 2. Auflage 1987. 326 S.
ISBN 3-88468-036-6
Diese Sammlung authentischer Geschichten aus dem sibirischen Schamanismus liegt nun erfreulicherweise in neuer Auflage vor. Nach einer ausführlichen Einleitung durch die beiden Herausgeber wird dem Leser eine repräsentative Zusammenstellung von kurzen Geschichten zu verschiedenen Bestandteilen des Schamanismus (Berufung, Initiation, Heilungspraktiken, Mythologie und anderem) präsentiert. Es handelt sich hier wohl um noch weitgehend unverfälschtes Material, aus dem wesentliche Grundzüge des Schamanismus deutlich werden. Die Geschichten sollten jedem verständlich sein und sind aufgrund der Authentizität und der Sorgfalt der Zusammenstellung auch für ein breiteres Publikum empfehlenswert.
 
Gruber, Elmar
Tranceformation. Schamanismus und die Auflösung der Ordnung.
Basel 1982. 487 S.
ISBN 3-85914-151-1
Der Parapsychologe Gruber hat hier aus eigenen Erfahrungsberichten (und denen anderer) ein Buch geschrieben, welches in erzählerischer Aufbereitung den Schamanismus behandelt. Er weist vor allem auf die den heutigen Menschen anscheinend verlorengegangene Erfahrungsdimension des Religiösen hin. In diesem Sinne versucht er anhand der Erfahrungen von Schamanen die Brüchigkeit unserer "selbstverständlichen" rationalen Wahrnehmungsweise ("Realitätskonstruktion") aufzuzeigen. Der Schamane zeige demnach erst die dritte Dimension und damit die perspektivische Sicht, während die normale Realitätskonstruktion nur ein Abziehbild der Wirklichkeit und ihres Zusammenwirkens offenbare. Das nicht einfach geschriebene Buch versteht sich nicht als wissenschaftliche Abhandlung, sondern zeigt seinem Anspruch gemäß ungewöhnliche Blickwinkel auf den Schamanismus und seine kulturelle Bedeutung. Von daher empfehlenswert.
 
  Gruber, Elmar R.
Traum, Trance und Tod. Aus der geheimnisvollen Welt der Schamanen. Einführung und Erfahrungsbericht.

Freiburg i. Br.: Herder 1985. 125 S.
ISBN 3-451-08218-7
Das kleine Büchlein des Parapsychologen Gruber gibt zu einigen Aspekten des Schamanismus einführende Erläuterungen. Im Mittelpunkt steht der Schamane als Heiler und parapsychologisch begabtes Medium. Der Schlußabschnitt behandelt das neuerliche Aufleben eines Interesses am Schamanismus und seine Bedeutung für ein neues Selbstverständnis des gegenwärtigen Menschen. Das Büchlein kann erste Berührung mit dem Thema herstellen, neigt aber zu einer ideologisierenden Interpretation des Schamanen.
 
Haan, Prem Lelia de
Bei Schamanen. Die Indianer im mexikanischen Hochland.

Frankfurt/M.: Ullstein 1988. 357 S.
ISBN 3-548-34435-6
Die Huichol-Indianer sind einer der letzten von der Zivilisation noch fast unberührten Indianerstämme Mexikos. Zu ihnen begibt sich die Autorin und ist bemüht, sich in Selbst- und Naturwahrnehmung der Indianer einzufühlen. Die Schamanen führen sie mehrfach durch Zustände veränderten Bewußtseins und verschaffen ihr so Einblicke in die mythische Welt. Die Autorin erzählt ihre Erlebnisse auf einem eher durchschnittlichen sprachlichen Niveau. Es wird, trotz vieler Zusammenhänge aus der Welt der Indianer, nicht auf eine Zusammenschau der Lehren Wert gelegt und somit ein stark subjektiver Erfahrungsbericht, der als solcher durchaus Interesse beanspruchen darf, gegeben.
 
Hessel, Greta
Bahya: Einweihungsweg einer Schamanin.

Oldenburg: Transform-Verlag 1994. 172 S.
ISBN 3-926692-42-1
Diese Autobiographie erzählt den verschlungenen Lebensweg einer Frau, die ihre Karriere als Fotomodell, Journalistin und Fotografin beschreibt. Nach und nach erkennt sie, daß sie ihr Leben nur an äußeren Realitäten orientiert hat. Sie realisiert, nur ein Schein-Leben geführt und in oberflächlichen Pseudo-Beziehungen gelebt zu haben. Mit 36 Jahren krempelt sie deshalb ihr Leben um, beginnt Philosophie zu studieren und an "Orte der Kraft" in Schottland (Findhorn), Italien und Indien zu reisen. Währenddessen erkennt sie die Heilkräfte schamanistischer Praktiken. Nach ihrer Studienabschlußarbeit über Schamanismus geht sie bei einem "norddeutschen Schamanen" in die Lehre und durchsteht erschreckende wie auch schöne Erlebnisse, die durchaus unter dem Stichwort Schamanismus firmieren können.
Ein insgesamt sehr persönlicher biographischer Bericht, der in einem Balanceakt zwischen sachlicher Erzählung, nachfühlbarer Subjektivität und narzißtischer Selbstdarstellung nicht nur gut dasteht. Allerdings ist die Autorin in der Praxis eines zeitgemäß adaptierten Schamanismus durch Mut und Intuitionskraft zu einiger Bekanntheit gelangt.
 
Kharitidi, Olga
Das weisse Land der Seele.

München/Leipzig: List 1996. 301 S.
ISBN 3-471-79335-6
Die Autorin ist in Sibirien geboren und hat dort als Psychiaterin gearbeitet. Anfang der 90er Jahre verläßt sie mit einer kranken Freundin ihre Klinik in Nowosibirsk, um zu den Schamanen des Altai-Gebirges zu reisen. Dieser hindernisreiche Weg steht zeitweise kurz vor dem Scheitern, ist dann aber doch erfolgreich. Letztlich trifft sie im Altai-Gebirge eine Heilerin, die ihr tiefgehende Einblicke in ihre Arbeit gewährt. Als eine Psychiaterin, die schon verschiedene hypnotische Techniken angewandt hat, gewinnt sie schnell Vertrauen in die Welt der durch die Schamanin vermittelten Tranceerfahrungen. Inhaltlich sind diese gut beschriebenen Trancezustände von Naturerlebnissen und Tiergeistvisionen geprägt. Trotz ihres romantisierenden Stils versichert die Autorin die Authentizität ihrer Berichte. Es handelt sich um einen der wenigen Berichte von einer Lehrzeit bei sibirischen Schaman(inn)en.
 
Knab, Timothy
Der Weg der Curanderos. Eine Reise in die Geisterwelt Mexikos.

München: Goldmann 1997. 253 S.
ISBN 3-442-30684-1
Schon als Hippie in den 70er Jahren interessierte sich der heutige Anthropologie-Professor Knab für die altmexikanische Kultur der Azteken. Von 1974 an war er für ca. 20 Jahre in einem kleinen Dorf Mexikos mit Feldforschungen beschäftigt. In seinem erzählenden Werk möchte er Anthropologie anschaulich werden lassen und zu einer fesselnden Lektüre gestalten. Nach einer Initiation durch zwei Curanderos lernt er Beschwörungen und Rituale, um selbst den Heilungszauber auszuüben. Zeitweilig setzt er auch seinen wissenschaftlichen Sachverstand ein, um den Schamanen zu helfen.
Das gut geschriebene Buch bezieht sich vor allem auf machtpolitische Belange ("Kampf der Hexen und Zauberer") und weniger auf die Krankenheilung und religöse Erfahrungswelt. Es ist im Wesentlichen authentisch, spannend zu lesen und besticht durch die unverhohlene Darstellung auch der Unsicherheiten und Ängste des Autors.
 
  Krippner, Stanley/Patrick Scott
Zwischen Himmel und Erde. Spirituelles Heilen der Schamanen, Hexen, Priester und Medien.

Dusslingen: Chiron 1987. 184 S.
ISBN 3-925100-05-9
Auf dem Hintergrund von humanistischer Psychologie und Parapsychologie werden in dieser Darstellung Schulmedizin und indianische Medizin konfrontiert. Zwar wird die Literatur kompetent zitiert, aber der Text berührt nur oberflächlich eine Vielzahl von Aspekten und Traditionen. Ausführlicher werden dann einzelne Heiler, die Krippner persönlich besuchte, in Polaroid-Manier beschrieben. Anschließend werden einige kalifornische Therapeuten und ihre unkonventionellen Techniken abrißartig geschildert. Von daher darf das ungünstig strukturierte Buch wohl als eine Art "Reiseführer zu Heilkundigen" verstanden werden, obgleich der Zweck des Werkes letztlich unklar bleibt.
 
Rinne, Olga (Hrsg.)
Wie Aua den Geistern geweiht wurde. Geschichten, Märchen und Mythen der Schamanen.

Darmstadt/Neuwied: Luchterhand 1983. 191 S.
ISBN 3-472-61453-6
Wie schon im Untertitel bezeichnet, hat die Herausgeberin aus der älteren Literatur zum ostasiatischen, insbesondere sibirischen Schamanismus eine Auswahl zusammengestellt.
Das erste Kapitel präsentiert eine Reihe von Berichten (damals noch) lebender Schamanen über ihre Berufungskrankheiten, Initiationen, Geistererfahrungen und anderes. Im zweiten Kapitel werden "Leben und Taten großer Schamanen" durch verschiedene Zeitgenossen beschrieben. Auch die folgenden Berichte über die "Leiden und Abenteuer Schamane zu werden" wirken sehr authentisch und entstammen seriösen historischen Quellen. Sie spiegeln mit dem sibirischen wohl die urtümlichste Form des Schamanismus wider und vermitteln einige wahrscheinlich universelle Motive des Schamanentums.
Insgesamt eine brauchbare Textsammlung, die ein von subjektiven Eindrücken gesättigtes und trotzdem realitätsnahes Bild vom Schamanismus vermittelt.
 
Schenk, Amelie/Holger Kalweit (Hrsg.)
Heilung des Wissens. Forscher erzählen von ihrer Begegnung mit dem Schamanen - der innere und der äußere Weg des Wissens.

München: Goldmann 1987. 316 S.
ISBN 3-442-11805-0
Ein wichtiger Anstoß für das neue Interesse am Schamanismus waren die "Feldforschungsberichte" des kalifornischen Anthropologen Carlos Castaneda (s. Besprechung weiter oben). Dieser begegnete einem Schamanen bzw. Zauberer der Yaqui-Indianer und ging jahrelang bei ihm in die Lehre. Später verfaßte er packende Berichte darüber und vermittelte damit Respekt gegenüber dem uralten Wissen indianischer Schamanen.
Auch in diesem Sammelband haben zwei Anthropologen, die selbst Erfahrungen im Umgang mit Schamanen sammeln konnten, eigene und Berichte anderer Autoren über Lehrzeiten bei Schamanen zusammengestellt. Es handelt sich um Beiträge bekannter Fachleute, die auf sehr persönlichen Wegen dem Leser Aspekte schamanistischer Welt- und Menschenkenntnis lebendig nahebringen. Besser als wissenschaftliche Fachaufsätze sind diese Berichte geeignet, innere Berührung mit den andersartigen Lebenswelten dieser Menschen herzustellen. Die Berichte stammen aus verschiedenen geographischen Regionen und sind sowohl Laien zugänglich als auch für wissenschaftlich Interessierte von Bedeutung.
 
Some, Malidoma Patrice
Vom Geist Afrikas. Das Leben eines afrikanischen Schamanen.

München: Diederichs 1996. 415 S.
ISBN 3-424-01310-2
Der schwarzafrikanische Autor mit Namen Malidoma ("sei Freund dem Fremden und dem Feind") erfuhr das Spannungsfeld von europäischen und afrikanischen Kulturen am eigenen Leibe. Er beschreibt in literarisch ausgereifter Form sein Schicksal: von der Entführung aus dem Elternhaus durch weiße Missionare über die Ausbildung in einem Internat bis zur Rückkehr zu seinem Stamm. Insbesondere der letzte Schritt stellte sich als sehr schwierig dar, da er die (in Afrika besonders starke) Verbindung zu den Ahnen zugunsten individueller Lebensziele verloren hatte. Um sich zu reintegrieren, unterzog er sich deshalb einer speziellen "Dagara-Initiation" und konnte so den potientiell destruktiven Zusammenstoß zweier Kulturwelten in sich zu einer erweiterten Anschauung reifen lassen. Im durchlaufenen Initiationsprozeß spielten Erlebnisse in veränderten Bewußtseinszuständen eine zentrale Rolle; sie fungierten als Impulsgeber der Einweihung.
Vom differenziert denkenden Autor werden in kompetenten Exkursen die Unterschiede von religiösen Grundanschauungen (Erdheiligtum versus Christus) wie auch historische und politische Zusammenhänge mit erstaunlicher Klarheit dargelegt. Der Leser gewinnt somit nicht nur Einblick in die Welt afrikanischer Schamanen, sondern zugleich in die Geschichte und aktuelle Lage Afrikas.
 
Summer Rain, Mary
Spirit Song. Der Weg einer Medizinfrau
.
Reinbek: Rowohlt 1991. 201 S.
ISBN 3-499-18537-7
Der Phönix erwacht. Weisheiten und Visionen.
Reinbek: Rowohlt 1992. 219 S.
ISBN 3-499-18558-X
In leichtverständlicher Sprache beschreibt hier eine Amerikanerin ihre Lehrzeit bei einer alten und von Geburt an blinden Schamanin der Chippewa-Indianer in den Rocky Mountains. Nach und nach entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Im Laufe ihrer Lehrzeit wird die Autorin immer weiter in die Geheimnisse indianischer Spiritualität, Philosophie und Weltanschauung eingeweiht.
Es handelt sich um den sehr persönlichen Bericht einer Reise in die Ungewißheit eines fremden Universums, welche die Autorin zu immer größerer Bewußtheit ihrer selbst und der sie umgebenden Kräfte führt. Hieraus sind zwei populäre Bücher entstanden, die sowohl authentische Einblicke in indianisches Wissen als auch in Möglichkeiten seiner Vermittlung an den heutigen Menschen aufzeigen.
 
  Villoldo, Alberto / Erik Jendresen
Die Macht der vier Winde. Eine Reise ins Land der Schamanen.
Reinbek: Rowohlt 1993. 287 S.
ISBN 3-499-19362-0
Schon nach den ersten Seiten wird klar, daß es sich hier nicht um ein Gemeinschaftswerk beider Autoren, sondern um die erzählte Biographie des Psychiaters Villoldo handelt. Dieser durch das "Human-Potential-Movement" der 70er Jahre inspirierte Mediziner schrieb seine Dissertation bei dem Bewußtseinsforscher Stanley Krippner. Er hielt sich längere Zeit beim Stamm der Huichol, bei peruanischen Schamanen und im Amazonas-Regenwald zum Studium von Heilweisen mit psychedelischen Pflanzen auf. Neben detaillierten Erlebnisbeschreibungen stehen kompetent wirkende Exkurse über die Weltanschauung der jeweils besuchten Volksgruppen und Versuche zur Präzisierung wissenschaftlicher Erklärungsansätze. Dagegen wirken die häufigen Bezugnahmen auf esoterische Theoriensysteme etwas ungeordnet. Mittelpunkt der Darstellungen sind die (potentiell heilsamen) Erlebnisse in veränderten Bewußtseinszuständen; dabei verschweigt er auch schwierige und angstvolle Erfahrungen nicht. Obgleich das Werk mit einem romantisierenden Erzählstil daherkommt, ist es als authentischer Erfahrungsbericht empfehlenswert.
 
  Villoldo, Alberto/Stanley Krippner
Heilen und Schamanismus. Dokumente anderer Wirklichkeiten.

Basel: Sphinx 1986. 287 S.
ISBN 3-85914-168-6
Wie schon der Untertitel andeutet, handelt es sich bei diesem Werk um eine Sammlung von Beschreibungen, Erfahrungsberichten und theoretischen Spekulationen. In unvermittelter Folge werden Berichte über Medien, "Botschaften aus dem Jenseits", "Geistheiler", die brasilianische Umbanda-Religion und persönliche Begegnungen mit begabten Heilern aus mehreren Ländern aneinandergereiht. Etwas ausführlicher wird lediglich der peruanische Schamane Calderon dargestellt.
Letztlich wird der Leser mit einer verwirrenden Vielfalt von subjektiven Erlebnisbeschreibungen, sachlichen Erörterungen und theoretischen Spekulationen konfrontiert, die ihm eine geordnete Verdauung des Dargebotenen schwer machen dürfte.
 

© Torsten Passie 2005
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