"Praxisanleitungen"
 

De Korne, Jim
Psychedelischer Neo-Schamanismus. Die Zucht, Zubereitung und der schamanistische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen.

Löhrbach: Werner Pieper's MedienXperimente o. J. 236 S.
ISBN 3-930442-16-7
Zuerst beschreibt der Autor dieser ungewöhnlichen Abhandlung verschiedene Erlebnisse unter der Wirkung von psychedelischen Drogen, welche ihn zu einer positiven Haltung gegenüber halluzinogenen Pflanzen führten. Die durch solche Pflanzen hervorgerufenen veränderten Bewußtseinszustände sind weltweit im Schamanismus von Bedeutung.
Nach Erörterungen schamanistischer Aspekte des Gebrauches psychedelischer Wirkstoffe eröffnet der Autor einen interessanten Reigen von "neo-schamanistischen" metaphysischen Spekulationen. Es geht ihm dabei um die Implikationen von visionären psychedelischen Zuständen für die Relativität unserer Wahrnehmungswelt. Das hier Dargestellte wirkt etwas chaotisch, doch der Interessierte dürfte dankbar sein, daß hier jemand vielerorts verstreute Gedanken zusammengebracht hat.
Im zweiten Hauptteil des Buches schildert der Autor den (nicht risikolosen!) konkreten Umgang mit diesen Pflanzen. Er vermittelt Rezepte, Extraktionsverfahren und Anwendungsempfehlungen, die dem neuesten Stand des amerikanischen "psychedelischen Undergrounds" entsprechen.
Ein sicher mit Vorsicht zu genießendes Werk, welches vielfältige Anregungen vermittelt.

 

Goodman, Felicitas
Wo die Geister auf den Winden reiten. Trancereisen und ekstatische Erlebnisse.

Freiburg i. Br.: Bauer 3. Auflage 1995. 349 S.
ISBN 3-7626-0662-5
Die anthropologisch beschlagene Autorin beschreibt zunächst ihre Lebensgeschichte und die Linien ihres Studieninteresses. Sie habe sich vor allem für veränderte Bewußtseinszustände, insbesondere Trancezustände, interessiert. Diese habe sie zuerst bei der Sekte der sogenannten Pfingstler studiert und dann ihr Wissen während ethnologischer Feldforschungen vervollständigt.
Schon frühzeitig sei sie auf bestimmte - weltweit verbreitete - Körperhaltungen gestoßen, die während der Tranceinduktion eingenommen würden. Diese etwa 30 verschiedenen "Trancehaltungen" könnten hochspezifische Erlebnisse vermitteln. Nachdem sie Belege aus den Erfahrungen ihrer Workshop-Teilnehmer zitiert hat, liefert sie dem geneigten Leser eine Reihe von praktischen Anleitungen, mit denen er selbst in die Trancezustände verschiedener Haltungen eintreten könne.
Der kritische Leser könnte meinen, daß die Autorin eher mit (auto-)suggestiven Imaginationstechniken arbeitet und schon als "Trance" bezeichnet, was mancher eher für Phantasiebildung hinter den geschlossenen Augen halten würde. Auch unter den leichtfertig benutzten Bezeichnungen "Ober- und Unterweltreisen" hat man sich gemäß der anthropologischen Literatur wohl Tieferdringendes vorzustellen.

 

Harner, Michael
Der Weg des Schamanen. Ein praktischer Führer zu innerer Heilkraft.

Reinbek: Rowohlt 1996. 240 S.
ISBN 3-499-17989-X
Michael Harner ist Anthropologe und hat jahrzehntelang den Schamanismus studiert. Im Lauf seiner Studien eignete er sich viele der schamanistischen Heilpraktiken an. In dem vorliegenden Buch gibt er dem Leser detaillierte Anleitungen (mit genauen Zeichnungen), um ihm zu zeigen, wie er sich in seinem persönlichen Rahmen diese Praktiken zunutze machen kann. Vom Eintauchen in andere Bewußtseinszustände bis zu Aussaugepraktiken der Krankenheilung wird alles detailliert beschrieben und dem Leser zur Anwendung empfohlen. Obwohl man annehmen sollte, daß eine Übertragung dieser Praktiken in unseren Kulturkreis kaum möglich ist, muß man dem Autor zugute halten, daß er aus dem breiten Repertoire der Schamanen nur tatsächlich Praktikables ausgesucht hat. Das Buch ist allgemeinverständlich geschrieben und dürfte vor allem praktisch interessierte Leser zu Experimenten anregen.

Hoffman, Kaye
Dimension der Ekstase.
München: Verlagsgemeinschaft Anarche 1994. 157 S. (Großformat).
ISBN 3-930321-05-X
Der begeisterte Körper. Durch Bewegung zur Ekstase.
Löhrbach: Werner Pieper`s MedienXperimente 1991. 127 S. (Großformat).
ISBN 3-925817-95-6
Zentral bei vielen Praktiken der Schamanen ist das Eintreten in ekstatische Bewußtseinszustände. Gerade diese vom (in Europa favorisierten) mittleren Tageswachbewußtsein abweichenden Zustände erlauben es, Einblicke in eine Welt jenseits sinnlicher Erfahrung und verbaler Begreifbarkeit zu gewinnen. Die Autorin hat sich offenbar seit langem mit dem Thema Ekstase in verschiedenen Zusammenhängen auseinandergesetzt.
In dem Band "Dimension der Ekstase" findet der Leser eine Materialsammlung zum Thema Ekstase. Diese umfaßt sowohl wichtige Texte aus Geistesgeschichte, Volkskunde und Zeitgeschichte als auch interessante Texte der Autorin. Trotz der unübersichtlichen Gliederung eine gute Sammlung zu einem wenig bedachten Thema.
An den Anfang des zweiten Buches, "Der begeisterte Körper", stellt die Autorin eine kompetente Einleitung in das Thema Trance und Ekstase und seine Einordnung in die heutige Welt. Im Hauptteil zeigt sie praktische Tanzübungen, welche zu ekstatischen Erlebnisweisen führen können. Bei der Lektüre dieses gutgeschriebenen und anregenden Buches wird deutlich, wie vielfältig ekstatisches Erleben sein kann und welch ein breites Spektrum von psychischen und sozialen Funktionen ihm zugeordnet werden muß. Das Hintergrundwissen und die anschaulichen Abbildungen machen das Buch zu einer Fundgrube für Interessierte an ekstaseinduzierenden Körperübungen.

 

King, Serge Kahili
Der Stadt-Schamane. Ein Handbuch zur Transformation durch Huna, dem Urwissen der hawaianischen Schamanen.

Freiburg i. Br.: Lüchow 6. Auflage 1996. 257 S.
ISBN 3-925898-15-8
Serge Kahili King entstammt einer alten hawaianischen Familie und wurde von seinem Vater, der selbst Schamane war, gemäß der hawaianischen Huna-Tradition ausgebildet. Später besuchte er eine amerikanische Universität und promovierte in Psychologie. Seine eigentliche Aufgabe, die Vermittlung der Huna-Tradition, kann er auf diesem Hintergrund mit großer Souveränität angehen.
Schon in den 50er und 60er Jahren wurde die Huna-Magie populär durch die Studien des Max Freedom Long, der (selbst bei Abzug eigenwilliger Fehlinterpretationen) den hohen geistigen Standard dieses differenzierten Magie-Systems verdeutlichte.
Der Autor bekennt sich freimütig zum urbanen Charakter seines Lebens- und Wirkungsfeldes. Nachdem er differenziert und sprachgewandt eine Definition des Schamanen geliefert hat, beschreibt er in groben Zügen die Stationen seiner Lebensgeschichte. In sachlicher Form wird dann die Geschichte des hawaiischen Schamanismus und seiner Grundprinzipien erörtert. Doch möchte er den Leser auch durch Übungen zur körperlichen Selbstwahrnehmung, Imaginationstechniken, Meditationen und Ritualbeschreibungen zu eigenen Erfahrungen anregen. Trotz einiger parapsychologischer Spekulationen ist das Buch als Versuch eines seriösen Lehrers zur Vermittlung schamanischen Wissens durchaus empfehlenswert.

 

Kampenhout, Daan van
Heilende Rituale. Verbesserung der Lebensqualität.

Freiburg i. Br.: Bauer 1996. 175 S.
ISBN 3-7626-0682-X
Dieses Buch schrieb ein Psychotherapeut. Er lernte die Sicherheit gebende und heilende Kraft ritualisierten Verhaltens in der Arbeit mit Opfern sexuellen Mißbrauchs.
Es wird zunächst auf verschiedene Aspekte von Ritualen eingegangen. Rituale bzw. rituelle Verrichtungen sind zentrale Bestandteile religiösen und insbesondere schamanistischen Brauchtums. Der Autor möchte durch seine Darstellung zur Gestaltung "neuer" Rituale anregen, um diese Kräfte wieder nutzbar zu machen. Mittels einer Anlehnung an traditionsüberkommene Grundmuster und sich daraus ergebender Gesetzmäßigkeiten erscheint ihm das Arbeiten mit Ritualen auch heute möglich.
Es gebe grundsätzlich mehrere "Schichten von Wirklichkeiten" im Menschen, die jeweils spezifisch durch Rituale angesprochen und (harmonisierend) aufeinander bezogen werden könnten. Dem Autor gelingt hier eine durchaus gelungene und griffige Darstellung der strukturellen Aspekte von Ritualen. Weiterhin bringt das Werk detaillierte Beschreibungen von Einzelritualen, und der Autor formuliert sinnvolle Fragen vor Abhaltung eines Rituals. Das Buch ist im positiven Sinne pragmatisch: es ist leichtverständlich und gut nachvollziehbar, bei Interpretationen zurückhaltend, mahnt zur Vorsicht und verdeutlicht sachgerecht mögliche Anwendungen.

 
 

Meadows, Kenneth
Das grosse Buch des Schamanismus. Der sanfte Weg zu Weisheit, Kraft und innerer Harmonie.

Landsberg am Lech: mvg 1996. 226 S.
ISBN 3-478-71580-6
Dieses "grosse" Buch des Schamanismus hat ein durchaus normales Format. Der College-Lehrer und Journalist Meadows schreibt im Vorwort: "Meine Form des Schamanismus ... entstammt den esoterischen Quellen der westlichen Welt, den taoistischen Lehren des Ostens, den mystischen Traditionen der nordischen Völker, der Spiritualität der Indianer, dem Wissen der hawaianischen Kahunas, dem Naturglauben der Aborigines ...". Dies alles möchte der Autor unter dem Titel Schamanismus vereinen, ohne dafür eine schlüssige Begründung zu liefern.
Chakren-Systeme, Energiekörper-Arbeit, Gedanken-Beeinflussung, Medizinrad-Arbeit, Astrologie, Tai Chi Chuan, Naturmystik und Pendeln werden kapitelweise abgehandelt. Das Buch enthält keinen Hinweis auf die zugrunde gelegte oder weiterführende Literatur. Der dadurch markierten Anmaßung des Autors entspricht es, daß seine Darstellungen nicht im Stil von Erwägungen, sondern als Feststellungen abgefasst sind. Das Werk faßt zwar teilweise zutreffend Aspekte der oben genannten Lehren zusammen, aber mit dem Schamanismus hat diese Darstellung trotz des Titels kaum Berührungspunkte.

 

Natale, Frank
Trance Dance. Der Tanz der Lebens - Geschichte, Rituale, Erfahrungen.

Berlin: Simon + Leutner 1993. 150 S.
ISBN 3-922389-57-0
Der Autor stellt sich in den Zusammenhang der sogenannten "Humanistischen Psychologie", die auf die Erweckung und Förderung schöpferischer Potentiale im Menschen zielt. Er interessiert sich seit einigen Jahren auch für schamanistische Techniken, die mittels Trancezuständen den Menschen sein auf die individuelle Existenz beschränktes Alltagsbewußtseins überschreiten lassen.
Es geht ihm in diesem Buch vor allem um das heilende Potential bestimmter Tanzformen, die derartige Trancezustände erzeugen können. Nach einem Ausflug in die Geschichte der Unterdrückung und Verfolgung des Tanzes in Mittelalter und Neuzeit vermittelt er sowohl sachliches Wissen als auch praxisnahe Anleitungen zum Trancetanzen in nachvollziehbarer Weise. Auch andere schamanistische Praktiken wie Aneignung von "Krafttieren", Atemtechniken, Trommeln und Ritualtänze finden Eingang in die mit klaren Worten geschriebene praxisorientierte Darstellung.

 

Oertli, Jakob
Das Schamanische Praxisbuch. Ein Tor zu Lebenskraft und Erfolg.

München: Langen Müller 1996. 224 S.
ISBN 3-7844-2594-1
Ein Schweizer Eisenbahningenieur schrieb dieses Buch, mit dessen Hilfe Sie "...Ihren Alltag leicht und gefahrlos mit Hilfe von spirituellen Helfern, Kraftorten und -tieren, Trommeln, Zeremonien, Medizinrädern ... angenehmer und persönlicher gestalten" (Klappentext) sollen. Er möchte den Lesern helfen, "Entscheidungen besser zu fällen" und "Umstände zu ihren Gunsten zu beeinflussen". Nach den "Verkehrsregeln der spirituellen Welt" beschreibt der Autor den Schamanismus als "Werkzeugkiste", aus der man seinen Bedürfnissen gemäß "Techniken" entnehmen könne, um sich zu nützen. Nachdem er die "Naturgeister" im Einzelnen vorgestellt hat, empfiehlt er dem Leser Entspannungs- und Visualisierungstechniken. Für alle Probleme im Umgang mit schamanistischen "Werkzeugen" bietet der Autor in fragwürdiger Klarheit griffige Definitionen bzw. Bewältigungsmöglichkeiten. Da er meint, sich nicht auf entsprechende Fachliteratur abstützen zu müssen, wird kaum deutlich, was der Tradition entstammt und was er selbst hinzugedichtet hat. Insgesamt eher ein Lebenshilfebuch mit brauchbaren Entspannungs- und Visualisierungsübungen.

 

Scully, Nicki:
Der goldene Kessel. Schamanische Reisen auf dem Pfad der Weisheit.

Reinbeck: Rowohlt 1995. 266 S.
ISBN 3-499-19935-1
Die phantasiebegabte Autorin behauptet, daß visuelle Imaginationen (in ihren Worten: "Phantasiereisen") die wichtigste Technik der Schamanen ausgemacht hätten. Sie bietet dem Leser über 200 Seiten Skripte für sogenannte geleitete Phantasiereisen, die sie, gemäß dem alten Mythos vom goldenen Kessel, diesem entnommen habe. Um "in die Tiefen der eigenen Psyche einzudringen", empfiehlt sie dem geneigten Leser, sich entspannt hinzulegen und aus den Geschichten vorlesen zu lassen. Über den Zugang zur Muse Inspiration solle er anhand der geleiteten Imaginationen "die Archetypen zu Verbündeten machen". Angesichts von Parolen wie: "Die Natur ist unsere Heilung" wird sich der Leser allerdings fragen, ob hier nicht simple Autosuggestion betrieben wird. Die von der Autorin ausgedachten Geschichten vereinen Versatzstücke aus verschiedenen Kulturen und sind mit gutmeinender Inspiration verfaßt worden. Sie haben allerdings mit dem Schamanismus so gut wie nichts gemein. Es handelt sich demnach eher um ein Lebenshilfe-Buch mit Phantasiemeditationen naturmystischer Richtung.

 
 

Stevens, Jose und Lena
Zur Quelle der Kraft. Schamanische Techniken für das Leben von Heute.

Freiburg i. Br.: Bauer 3. Auflage 1995. 303 S.
ISBN 3-7626-0475-4
Die Autoren möchten mit einem pragmatischen Vorgehen den Schamanismus verständlich und zugänglich machen. "Dies ist ein Buch über Erfolg - den Erfolg des Schamanen ..., den auch Sie haben können ..." (Vorwort). Die Autoren betrachten sich als Schüler von zwei bekannten "westlichen" Schamanen (Michael Harner und Ralph Metzner). Sie seien allerdings nicht wirklich in einen schamanistischen Weg initiiert worden. Beide suchen nach Wegen, sich schamanische Techniken für die Bewältigung kapitalistisch geprägter Lebenswelten dienstbar zu machen. Lena Stevens scheint dadurch als Finanzmaklerin Vorteilhaftes erwachsen zu sein.
Im Hauptteil des Buches bieten die Autoren Anleitungen und Übungen zu "Erdung", "Schutz" und "Geistkörper-Beherrschung". Obgleich einige dieser Anleitungen/Übungen brauchbar scheinen, dürfte dem Leser angesichts der Vielfalt des Angebotes die Auswahl schwerfallen.
Das Buch liefert eine fragwürdige "übersichere" Definition des Schamanen, die nur feststellend zuschreibt, ohne sinnvoll auf Literatur Bezug zu nehmen. Von daher spiegelt das hier vorgetragene Schamanismus-Verständnis eher wider, wie die Autoren Schamanen gerne hätten: Der Macht-Aspekt des Schamanen wird überbetont, die schamanische Rezeptivität und Traditionsvermittlung vernachlässigt.

 
  Uccusic, Paul
Der Schamane in uns. Schamanismus als neue Selbsterfahrung, Hilfe und Heilung.

Genf/München: Ariston 1991. 340 S.
ISBN 3-7205-1667-9
Aus der umfangreichen Literatur zum Schamanismus wird in diesem Buch eines österreichischen Journalisten unter Hunderten von Kapitelüberschriften reichlich zitiert, aber die Zusammenhänge muß der Leser wohl selbst herstellen. Nach dem Motto: "Probieren geht über studieren" (S. 45) will er den Leser vor allem zu eigenem Experimentieren anregen.
Da der Autor sich auf die Anwendungsmöglichkeiten verschiedener Praktiken für "jedermann" konzentriert, erscheint auch sein Verständnis des Schamanismus entsprechend verkürzt. Insbesondere die nicht zu überschätzende soziale und kulturelle Funktion des Schamanen sowie sein Wirken als Bewahrer und Vermittler der kulturell-religiösen Tradition finden nur unzureichend Berücksichtigung.
 

© Torsten Passie 2005
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